Alle elektronikbasierten Systeme senden gewollt wie auch ungewollt elektromagnetische Wellen aus, welche das Gerät selbst und andere Geräte in der Umgebung beeinflussen können. Die Disziplin der Elektromagnetischen Verträglichkeit kümmert sich um eine möglichst störungsfreie Funktionsweise all dieser elektronischen Geräte. Dabei ist die EMV ein sogenanntes „nicht-funktionales Kriterium“. Das bedeutet, sie verbessert nicht die Leistung eines Geräts an sich, aber sie garantiert seine störungsfreie Funktion in den notwendigen Umgebungen und sorgt dafür, dass das zu entwickelnde Gerät keine anderen Geräte stört.
Im störungsfreien Fall bemerkt man die EMV als Endanwender nicht. Kommt es jedoch zu einer Funktionsstörung oder dem Ausfall eines Gerätes, ist man direkt davon betroffen. Weiters dürfen Geräte, die die spezifischen EMV-Kriterien nicht einhalten, in den betreffenden Märkten nicht verkauft werden.
Nachhaltigkeit elektromagnetischer Verträglichkeit
Generell trägt die elektromagnetische Verträglichkeit dazu bei, dass elektronische Geräte möglichst gut sowohl in Koexistenz als auch in Interaktion mit anderen elektronischen Systemen funktionieren. Im Normalfall wird diese Verträglichkeit allerdings erst gegen Ende des Designprozesses getestet, wenn schon ein tatsächliches System beziehungsweise ein fertiger Prototyp vorliegt. Dies ist aber sehr spät, denn für gewöhnlich treten hier Probleme beziehungsweise Unverträglichkeiten auf, die dazu führen, dass der gesamte Prototyp nicht in Produktion gehen kann und erneut überarbeitet werden muss. Dies ist nicht nur kostspielig – denn je später im Entwicklungsprozess ein Problem auftritt, desto teurer die Überarbeitung des gesamten elektronischen Systems – sondern auch nicht ressourcenschonend.
Simulation zum frühzeitigen Erkennen elektromagnetischer Verträglichkeit
SALs CEMC-Forschungseinheit hat sich daher zum Ziel gesetzt, einen Großteil der elektromagnetischen Interferenzen nicht erst beim fertigen Prototypen, sondern bereits im frühen Designprozess mittels Simulationen vorhersagen zu können. Durch verschiedene physikalische wie auch mathematische Modelle kann damit das elektromagnetische Verhalten bestimmter Bauteile bestimmt werden. So können Probleme beseitigt werden, bevor sie überhaupt erst beim Prototyp entstehen. Dies spart Zeit, Kosten und Ressourcen und trägt somit zu einem nachhaltigeren Entstehungsprozess elektronikbasierter Systeme bei. Zusätzlich ermöglicht es, Produkte schneller als die Konkurrenz auf den Markt zu bringen.
„In Zeiten des Bauteilemangels hilft unsere Simulation beispielsweise auch dabei, zu erkennen, ob eine Verwendung von lieferbaren Ersatzbauteilen möglich ist. So können Lieferengpässe umgangen werden, indem wir die Auswirkung der Ersatzbauelemente auf die Elektromagnetische Verträglichkeit des Systems in der Simulation prüfen und diese dann verwenden“, fügt Bernhard Auinger, Leiter der CEMC-Forschungsgruppe, hinzu.