Regularien schaffen Märkte
Unsere Gesellschaft hat sich dazu entschieden, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten in Einklang mit den Maßnahmen zum Klimaschutz zu bringen. Sie tut dies in erster Linie über Gesetze. In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche regulatorische Neuerungen innerhalb der Europäischen Union, z.B. die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und die EU-Taxonomie. Zunächst betrafen die Gesetze vor allem die Berichtspflichten großer Unternehmen. Die jüngste Welle an Gesetzen beeinflusst Märkte substanzieller: veränderte Kostenstrukturen durch das Auslaufen der Gratiszuteilung von CO2-Emissionszertifikaten ab 2026, veränderte Haftungen durch das Lieferkettengesetz, noch zu verhandelnde ökologische Grenzwerte für Produkte durch die neue Ökodesign-Verordnung. Diese Gesetze können ökologische und soziale Innovationen in kurzer Zeit wirtschaftlich machen. Darüber hinaus fördern der Net-Zero Industry Act oder die neue Industrieemissionsrichtlinie das Wachstum ganzer Green-Tech-Märkte durch Zugang zu Kapital oder eigene Genehmigungsverfahren.
Unter der Leitung von Bernhard Bergmair initiiert SAL ein kollaboratives Projekt, in dem österreichische Unternehmen ihr Wissen über diese Gesetze gemeinsam weiter ausbauen, um ihre Innovationsstrategien danach ausrichten zu können und das Regularien-Wissen in einen Wettbewerbsvorteil zu verwandeln.
“Klimafit” in die Zukunft
„Eines der Hauptziele von Umweltregularien ist es, nachhaltige Technologien und Innovationen zu stärken und wettbewerbsfähig zu machen“, meint Bernhard Bergmair. „Unternehmen betrachten diese Regelungen oftmals nur als Bedrohung und bürokratische Last, die von Nachhaltigkeits- und Compliance-Abteilungen gemanagt werden muss. Das ist auch nicht von der Hand zu weisen. In den Innovationsabteilungen können diese Regularien aber einen entscheidenden Informationsvorsprung über zukünftige Marktbedingungen liefern.“
Gemeinsam werden in dem von SAL geförderten Projekt regulatorische Entwicklungen und strategische Chancen, wie neue Differenzierungsmöglichkeiten, Finanzierungsquellen und tragfähige Geschäftsmodelle, identifiziert. Durch das kombinierte Wissen von mehreren Unternehmen, die Einbindung externer Expert:innen und – nicht zuletzt – geteilte Kosten können Wachstumschancen schneller, günstiger und umfassender identifiziert werden. SAL lädt interessierte Unternehmen ein, Teil dieser Gruppe von Vorreitern zu werden.
Interdisziplinäre Perspektive als Schlüssel
Parallel schreibt SAL eine PhD-Stelle im Rahmen des CRYSTALLINE Programms zum Thema „Regulation-Enabled Innovation“ aus. Die Stelle ermöglicht die Anbindung an Expert:innen aus dem Innovationsmanagement, den Umweltsystemwissenschaften und dem öffentlichen Recht. Auf Basis einer Analyse aktueller und geplanter Regularien werden die Wirkungen auf Märkte und neue Innovationspfade identifiziert und anhand von Fallstudien über Unternehmen der Elektronikindustrie untersucht. Bewerbungen für internationale Studierende sind noch bis 3. November 2024 möglich.
Zur Person Bergmair
Dr. Bernhard Bergmair koordiniert seit März 2024 Nachhaltigkeitsforschungsthemen bei SAL. Von 2022 bis 2024 war er an der strategischen Schnittstelle zwischen Nachhaltigkeit und Technologieberatung bei einem globalen IT-Dienstleister tätig. Zuvor leitete er mehrere kollaborative Open-Foresight-Projekte, bei denen Innovationsstrategen aus verschiedenen Branchen gemeinsam künftige Geschäfts-Chancen und -Risiken erarbeitet haben. Er studierte Physik an der Technischen Universität Wien.