Wussten Sie, dass Elektroschrott der am stärksten wachsende Abfallstrom auf der ganzen Welt ist? Etwa 10 % des elektronischen Mülls werden vom Gesundheitssektor verursacht. Nehmen wir Diabetes als Beispiel: Über 500 Millionen Menschen leiden weltweit an Zuckerkrankheit. Um trotz der Diagnose ein gesundes Leben führen zu können, nutzen Patient:innen Einwegsensoren, um ihre Blutzuckerwerte zu messen. Diese Sensoren sind aus dem Leben von Diabetiker:innen nicht wegzudenken – gleichzeitig tragen sie aber auch zum wachsenden Problem des Elektroschrottes bei, welcher Müllhalden und Ökosysteme verunreinigt. Die Lösung? Der Wechsel von konventionellen zu biologisch abbaubaren, wiederverwendbaren Sensoren.
Rethink, reuse, reduce: Die Idee eines nachhaltigeren Lebens nach dem Motto „umdenken, wiederverwenden, reduzieren“ könnte auch auf das Gesundheitswesen und insbesondere die Versorgung von Patient:innen mit Diabetes übertragen werden, so der Forscher Mani Teja Vijjapu. Der Wissenschaftler ist in der Abteilung „Advanced Sensors and Electronics Technologies“ im österreichischen Spitzenforschungszentrum Silicon Austria Labs tätig. Vor kurzem hat er beim Falling Walls Lab Austria den zweiten Platz mit der innovativen Idee gemacht, nachhaltigere Sensoren in der Diabetesversorgung einzusetzen.
„Im Gesundheitswesen besteht ein dringender Bedarf an nachhaltigen Point-of-Care-Diagnosewerkzeugen. Ich arbeite im Moment gemeinsam mit meinem Team an einem neuen Sensorsystem für Diabetiker:innen, das ihnen ermöglicht, ihre Blutzuckerwerte zu überwachen. Dieses besteht aus einem biologisch abbaubarem Sensorpflaster und einem wiederverwendbaren elektronischen Pflaster. Indem wir konventionelle, Einwegsensoren mit biologisch abbaubaren und wiederverwendbaren ersetzen, können wir den elektronischen Abfall in der Diabetesversorgung erheblich reduzieren. Das Sensorpflaster kommuniziert drahtlos mit dem Smartphone und überträgt alle relevanten Messwerte direkt an den Patienten, ohne, dass zusätzliche Geräte benötigt werden. Kurz gesagt ist unsere Lösung kostengünstiger, weniger schmerzhaft für die Patient:innen und nachhaltiger – und das bei gleicher Genauigkeit und Funktionalität!“, erklärt Mani Teja Vijjapu.
Hinter der Idee stecken gebündelte europäische Kräfte
Diese Idee entstand erstmals im Projekt EECONE (European Ecosystem for Green Electronics bzw. Europäisches Ökosystem für Grüne Elektronik), einer großen Gemeinschaftsinitiative zur europaweiten Reduzierung von Elektroschrott. Zu diesem Projekt haben sich 48 Partner aus 16 europäischen Ländern zusammengeschlossen, um praktische Lösungen zu entwickeln. Die Silicon Austria Labs GmbH koordiniert den Anwendungsfall von nachhaltigen Geräten zur Gesundheitsüberwachung für das Konsortium bestehend aus Infineon Austria, SYNANO BV (Niederlande), CSEM (Schweiz), Fraunhofer ISC (Deutschland) und Orbotech (Israel). Das Ziel ist es, den schnellwachsenden Markt von Point-of-Care-Sensoren mit praktischen Alternativen zu versorgen, die nur eine geringe Menge an Elektroschrott erzeugen. Biologisch abbaubare, wiederverwendbare Sensoren für Patient:innen mit Diabetes sind nur das erste Beispiel für praktische Anwendungen, die unser Gesundheitssystem revolutionieren werden.
Über Mani Teja VijjapuDer Wissenschaftler Mani Teja Vijjapu arbeitet in der Forschungsabteilung „Advanced Sensors and Electronics Technologies“ bei Silicon Austria Labs. Seinen Doktortitel in Elektrotechnik hat er an der KAUST in Saudi-Arabien erlangt. Mani fokussiert sich in seiner Forschung auf Technologien für Halbleiterbauteile, insbesondere auf grüne Elektronik, biomedizinische Sensoren, Umweltüberwachung und biomimetische Geräte. Mani hat es sich zum Ziel gesetzt, Innovationen in der Elektrotechnik und Materialwissenschaft voranzutreiben. Am 26. September 2024 nahm Mani am „Falling Walls Lab“-Wettbewerb teil, wo er die Idee von biologisch abbaubaren, wiederverwendbaren Sensoren für Patient:innen mit Diabetes vorstellte. Sein Pitch brachte ihm den zweiten Platz und damit ein Ticket für das renommierte Falling Walls Lab Berlin ein, wo er seine Idee am 7. November vor einem noch größeren Publikum präsentierte. |